Bienenfresser am Kaiserstuhl
Dieser Vogel fällt einfach auf:
Etwa so groß wie eine Amsel und bunt wie ein Papagei. Tatsächlich stammt der Bienenfresser aus den Tropen und Subtropen. In warmen Zeiten wagt er sich aber auch in unsere Breitengrade vor. Am Kaiserstuhl galt er 20 Jahre lang als ausgestorben. Aufgrund seines Nahrungs-spektrums ist der Bienenfresser auf ein warmes Klima angewiesen.
Löß ist ein eigenartiges „Lockergestein“, das fast den gesamten Kaiserstuhl in bis zu 30 m dicker Schicht überdeckt. Auch in anderen Gebieten Deutschlands gibt es Löß, aber nirgends in solcher Mächtigkeit. So hat der Löß für das Bild der Kaiserstuhllandschaft, für ihre Natur und ihre Nutzung ganz besondere Bedeutung.
Löß entstand während der Eiszeiten als Ablagerung von feinem Staub, der durch Stürme aus der spärlich bewachsenen Rheinebene herangeweht wurde. Der Zusammensetzung des Rheinschotters entsprechend handelt es sich um eine Mischung aus feinsten Körnchen von Sand und Kalk. Löß ist ein Sediment, das über die Luft herangetragen wurde, ein „äolisches Sediment“.
Die Mischung aus quarzhaltigen Teilchen und Kalk sorgt für Mineralienreichtum, gute Durchlüftung und Fähigkeit zur Wasserrückhaltung. Löß ist daher eine hervorragende Grundlage für den Weinbau sowie für das Vorkommen zahlreicher Wildpflanzen, die für den Kaiserstuhl so charakteristisch sind.
Obgleich sich Löß zwischen den Fingern zu mehligem Pulver zerreiben lässt und man in Lößwände leicht Höhlen graben kann, ist gewachsener Löß – auch in Form steiler Wände – sehr stabil.
Der Bienenfresser jagt Schmetterlinge, Käfer, Libellen, und - wie sein Name verrät - Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen.
Von einer hohen Sitzwarte aus beobachtet er das Terrain, fixiert seine Beute und ergreift sie im Flug. Die erbeuteten Tiere trägt er zur Sitzwarte zurück und tötet sie dort, indem er sie kräftig gegen eine Unterlage schlägt. Giftige Insekten knetet der Bienenfresser sorgfältig durch, so dass das Gift austritt und abgewischt wird.
Ende Juni schlüpfen fünf bis sieben Junge. Zur Fütterung erscheinen sie bald am Höhleneingang. Dabei müssen sie Schlange stehen, da nur jeweils eines in der schmalen Röhre Platz hat. Ist ein Junges gesättigt, tritt es zurück und der nächste ist an der Reihe. Die unverdaulichen Chitin-Panzer der Insekten werden ausgespieen und bilden schließlich eine zentimeterdicke Schicht in der Brutkammer.
Fehlende Brutplätze und massive Störungen während der Brut bereiten dem Bienenfresser große Probleme. Naturnahe Lösswände und Abbruchkanten zu erhalten und Kiesgruben für den Naturschutz zu bewahren, helfen ihm, dauerhaft Fuß zu fassen. Landwirtschaftliche Flächen extensiv zu bewirtschaften fördert artenreiche Wiesen- und Weidegebiete mit großem Insektenreichtum, auf den der Bienenfresser angewiesen ist.
Hier zeigen sich erste Erfolge am Oberrhein: Zwischen die Rebenstöcke wird Grünsaat ausgebracht und so die Insektenwelt gefördert.
Eine ganz andere Gefahr für die Vögel geht direkt vom Menschen aus: Insbesondere im Mittelmeerraum wird der Bienenfresser leider noch immer gejagt.
Im Lauf der Jahrhunderte hat er sein Areal immer wieder nach Norden ausgeweitet. Aber es ist eine wechselvolle Geschichte von Ausbreitung und Rückzug. In Baden-Württemberg bietet ihm das Gebiet am sonnigen Kaiserstuhl mit seinen Lössböden die besten Bedingungen.
Ergebnis sind die teils Jahrhunderte alten, mit einfachen Werkzeugen aufgesetzten Rebterrassen, aber auch die neuen, mit Großmaschinen rationell gestalteten Umlegungsgebiete.
Der tropisch bunte Bienenfresser baut seine Nisthöhle in senkrechte Lößwände, an denen im Kaiserstuhl kein Mangel ist.
Nach der Rebflurbereinigung galt er dort als ausgestorben, bis 1990 wieder Paare gesichtet wurden. Vor einigen Jahren haben sich die wunderschönen Vögel hier wieder eingefunden.
Heute brüten ungefähr 100 Paare am Oberrhein. Neben dem Kaiserstuhlgebiet gibt es einen größeren Bestand im Saaletal (Sachsen-Anhalt), ansonsten nur Einzelvorkommen. Der Bienenfresser steht daher auf der Rote Liste Deutschlands unter Kategorie R (geographische Restriktion). Baden-Württemberg hat für den Bienenfresser große Teile des Kaiserstuhls als EU-Vogelschutzgebiet gemeldet.
Kräftige Farben leuchten im Sonnenlicht
Gelbe Kehle, schwarz abgesetzt, der Rücken kastanienbraun bis orange, der Bauch leuchtet türkisfarben: Der Bienenfresser (Merops apiaster) gehört zu den farbenprächtigsten Vögeln Europas. Sein Schnabel ist spitz, lang und leicht gebogen.
Mit seinen Jagdfertigkeiten wirbt der Bienenfresser-Mann um das Weibchen.
Gemeinsam beginnt das Paar dann mit dem Bau der Kinderstube. In steilen Abhängen aus Löss, Lehm oder verfestigtem Sand graben sie eine schmale Röhre, die nach bis zu zwei Metern in einer Brutkammer endet.
Fünf bis sieben Kilogramm Material schafft das Paar dabei aus der Höhle heraus. Haben die Gräber Pech und treffen auf ein festes Hindernis, beginnen Sie ihre Arbeit an anderer Stelle von neuem. Ein bis zwei Wochen graben sich die Vögel so durch das Erdreich. Am Ende dieser harten Arbeit sind ihre langen Schnäbel um einige Millimeter kürzer.
Auch für zahlreiche Arten von anderen Vögeln, Schmetterlingen und Wildbienen bieten der Kaiserstuhl und die Lößwände optimalen Lebensraum.